Heubisch!
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Heubisch Heubisch

Dieter Barnicol-Oettler

Warum war es eigentlich notwendig eine stabile Brücke in Heubisch über die Steinach zu bauen? Um diese Frage zu beantworten, schweifen wir etwas in der Geschichte des Ortes Heubisch.

Heubisch, das südöstlich an die Flur Neustadt bei Coburg (Neustadt an der Heide) grenzt, liegt im Randbereich der alten Handelsstraße Nürnberg-Leipzig.

Bereits 1398 wurde die am weitesten westlich verlaufende Verbindungsstraße zwischen Nürnberg und Leipzig urkundlich erwähnt. Sicher ist aber, dass es schon im Hochmittelalter diese sogenannte Judenstraße gab. Um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert passierten mehr als 5000 Karren jährlich diese Geleitstraße.

Heubisch, ist heute ein Ortsteil der Einheitsgemeinde Föritz mit ca 480 Einwohnern. Die Landesstraße L 2662 überquerte auch die Sandstein-Bogen-Brücke in Richtung Neustadt bei Coburg.

Der Ort war schon 1162 als Hivvische, Hibische, Hibes, Hewbisch urkundlich erwähnt. Es war wohl eine Hörigensiedlung zum älteren benachbarten Mupperg, zu dem auch der Ort eingepfarrt war. Der Name Heubisch mag vom Heu abgeleitet sein, wegen der lieblichen Lage in einem fruchtbaren Wiesengrund. Das Wappen der Gemeinde zeigt von altersher einen Heuhaufen, von der Sonne beschienen. Dr. Schindhelm beschreibt auch die Möglichkeit des Ursprungs von Hiwische – als Hausgesinde in der mittelhochdeutschen Bezeichnung.

Bereits im Gründungsjahr 1162 wurden drei einheimische Herren Ritter Herman, Poppo und Eppo von Hiwische, als Zeugen im Zusammenhang von Dekreten wegen Grenzstreitigkeiten zwischen Abt Berthold von Banz und dem Grafen Wolweswak genannt. Diese Ritter hatten ohne Zweifel Höfe in Heubisch besessen. Insgesamt waren in Heubisch sieben Lehnsherren. So entstand nach und nach durch Lehen das Dorf Heubisch auf der linken Seite der Steinach.

Erst ab 1721 entstand auch auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses eine neue Besiedlungsstruktur, die sogenannte "Vorstadt". Sie war eine kleine auf engsten Raum und von der Gebäudeordnung sehr willkürlich angelegte Siedlung von Handwerkern und Tagelöhnern.

Die Häuser der Ebersdorfer Straße entstanden faßt ausschließlich im 20. Jahrhundert. Eine Ausnahme waren die drei Mühlen mit ihren Wohngebäuden, welche ihre größeren Transporte über Ebersdorf bzw. in Richtung Neustadt tätigten. Um einen Übergang in Richtung Neustadt und eine Verbindung zwischen den beiden Ortsteilen zu schaffen wurden zuerst Fuhrten, Holzstege und dann 1819 eine Sandstein-Bogen-Brücke über den Steinachfluß geschaffen.

Die Historie

Der Werdegang vom Gedanken zum Brückenbau bis zur Fertigstellung.

Zeichnung
Zeichnung
Geht solch ein Vorhaben heute schneller?
Jeder kann sich darüber Gedanken machen und einen Vergleich ziehen, wobei die heutige Technik und die Übermittlung von schreiben in Betracht zu ziehen ist. Wiederum nach relativ kurzer Lebensdauer waren die hölzernen Stege in einem sehr schlechten kaum noch zu begehenden Zustand. Diese Tatsache veranlaßte den Heubischer Schultheiß Johann Nicol Wicklein zwecks einer schnellen Reparatur dieser Stege wiederum um eine unentgeltliche Holzlieferung mit einem Schreiben an die sächsisch-coburgische Kammer in Meiningen. Diese Bitte wurde von dort mit der Begründung abgelehnt, da schon 1800 eine Holzlieferung vom Neustädter (später Mürschnitzer) Forst erfolgte.

Nach dieser Ablehnung tagte erneut der Gemeinderat und überlegte nach anderen, besseren Möglichkeiten, um eine höhere Lebensdauer der Stege zu erreichen. Es wurde der Beschluß gefaßt, steinerne Untersätze zu setzen. Eine wesentlich höhere Lebensdauer und Sicherheit wäre damit gegeben.

Hierzu heißt es im Originaltext auszugsweise:

"Um nun diesem Übel einiger Maßen abzuhelfen, hatte die hiesige Gemeinde beschlossen, unter dem Hauptsteg steinerne Untersätze zu machen. Es ist auch wegen der Steine zu diesen Untersätzen mit dem Maurermeister Nicol Luther zu Neustadt an der Heide, welcher einen Steinbruch auf dem Muppberg, also ganz in der Nähe vom hiesigen Dorf besitzt, einen Vertrag dahin geschlossen worden, daß derselbe dazu die Mauersteine von seinem Bruche auf dem Muppberg und zwar in Quadratschuh liefern soll. Man hat aber der Gemeinde allhier geraten, anstatt des Hauptsteges mit steinernen Untersätzen, eine steinerne Brücke über den Landfluß zu erbauen. Es wurde gebeten von der Landesherrschaft um eine Bewilligung eines Brückenzolles, sowie einen Zuschuß von einem Drittel der Baukosten zu genehmigen. Dagegen sollte alljährlich das Drittel von dem Brückenzoll an das herzogliche, obervormundschaftliche, wohllöbliche Kastenamt zu Sonneberg gewährt werden."

Am 3.Juli 1818 richtete der Bürgermeister Wicklein ein Schreiben an die herzogliche sächsische vormundschaftliche Kammer in Meiningen. Hierzu wurde bekundet, dass die in Stand zu setzenden Holzstege einer häufigeren Reparatur bedürfen, wobei keine hohe Sicherheit gewährt werden kann.

Weiter im Originaltext:

"Um nun diesem Übel einiger Maßen abzuhelfen, hatte die hiesige Gemeinde beschlossen, unter dem Hauptstege steinerne Untersätze zu machen und es ist auch wegen der Steine zu diesen Untersätzen mit dem Maurermeister Nicol Luther zu Neustadt an der Heide, welcher einen Steinbruch auf dem Mupperg, also ganz in der Nähe vom hiesigen Dorf besitzt einen Vertrag dahin beschlossen worden, dass derselbe dazu die Mauersteine von seinem Bruche auf dem Muppberg und zwar den Quadratschuh zu liefern soll. Man hat aber der Gemeinde allhier geraten, anstatt des Hauptsteges mit steinernen Untersätzen, eine steinerne Brücke über den Landfluß zu erbauen. Die Gemeinde ist auch dazu entschlossen, wenn ihr von gnädigster Landesherrschaft ein Brückenzoll huldreichst verwilliget wird und Eure Exzellenzen Hochwohl und Wohlgeborene, gnädig geruhen wollten ein Drittel zu allen Baukosten und etwa künftigen Reparaturen, beizutragen. Dagegen soll alljährlich das Drittel von dem Brückenzoll an das herzogliche obervormundschaftliche, wohllöblich Kastenamt zu Sonneberg gewährt werden. Dabei versteht es sich von selbst, dass sowohl alle herrschaftlichen Diener und alle herrschaftlichen Fuhren, als auch sämtliche hiesigen Einwohner von dem Brückenzolle ganz befreit bleiben. Da eine ansehliche Quantität Holz erspart wird, wenn eine steinerne Brücke werden so hoffen wir tiefer Ehrfurcht, dass unser untertänigst, unzielsetzlicher Vorschlag gnädigst genehmigt werden. In dieser Hoffnung bitten wir unterständigst das Hochdiselben gnädig geruhen möchten. Dem Herrn Obereinnehmer Johann Georg Bock in Sonneberg hohen Auftrag zu erteilen, dass derselbe sich hierher verfügen möge, um an Ort und Stelle zu überlegen, wo die steinerne Brücke am füglichsten über den Landfluß gebaut werden könne. Die hiesige Gemeinde hat sich darüber noch nicht vereinigen können, ob die Brücke oberhalb oder unterhalb des Brauhauses erbaut werden soll, und wir wollen dies dem einsichtsvollen Ermessen Eurer Exzellenzen, Hochwohl und Hochgeborenen, wann von Hochdieselben hierüber von dem Herrn Obereinnehmer Bock untertäniger Bericht erstattet worden, ehrerbietigst lediglich überlassen. Zum Baumeister wollen wir in aller Untertänigkeit den Maurermeister Johann Michael Pfeffer zu Oberlind vorschlagen, weil wir denselben als einen geschickten und billig denkenden Werkmeister kennen. Wird uns dieser gnädigst genehmiget so werden Eure Exzellenzen, Hochwohl und Wohlgeborene, wie wir hierdurch untertänig bitten, dem Herrn Obereinnehmer Bock gnädigen Auftrag zu erteilen, huldreichst geruhen, dass er mit Zustimmung der hiesigen Gemeinde den Vertrag wegen Erbauung der steinernen Brücke mit dem Pfeffer abschließen soll. Es sollten sodann die Steine noch in diesem Jahre angefahren werden, damit im künftigen Jahre der Bau beizeiten angefangen und vollendet werden könne. In dem wir übrigens gnädiger und baldiger, wiewohl ganz unzielsetzlicher Resonation (Zusage) entgegen sehen, verharren wir lebenslang in tiefer Verehrung. Euer Exzellenzen, Hochwohl und Hochwohlgeboren, Schultheiß und Gemeinde daselbst."

Heubisch,den 3.Juli 1818
gez. Wicklein Schultheiß

"Am 27.Juli 1818 wurden der Schultheiß Wicklein von Heubisch und sein Vorsteher Georg Michael Steiner im Amte Sonneberg beim Rat und Amtmann Diez und Herrn Schlesinger wegen des Brückenbaues vorstellig. Sie gaben kund, das sie noch nicht wußten ob drei oder nur zwei Bögen zum Brückenbau notwendig sind. Auch wieviel Quadratschuh Steine notwendig währen und über die Kosten würde auch noch Unklarheit herrschen. Es wurde festgelegt, dass er der Rat und Amtmann Diez und der Obereinnehmer Bock am Donnerstag Nachmittag nach Heubisch kommen möchten und sie hierüber ihre Gedanken sagen sollen. Ebenfalls wurde gebeten, daß der Maurer Zeh als erfahrener Brückenbauer befragt werden soll."

Am 30. Juli gab es eine Niederschrift von der am 3. Juli erfolgten Beratung. Man fand nach der Besichtigung der möglichen Brückenlage folgende Variante für gut. Unterhalb des Wirtshauses sei die günstigste Stelle.

"Dort ist eine Breite bei normalen Wasser von 39 Schuh und bei großem Wasser 59 Schuh, also müsse die Brücke dementsprechend mit drei Bögen projektiert werden. Die Überzahl des Gemeinderates war auch der Meinung, zwischen dem Brauhaus und dem Wirtshaus zu bauen... Auf keinen Fall dürfte die Viehtränke und der Brunnen diesen Bauvorhaben zum Opfer fallen..."

Es schlugen die Gemeinderäte vor, dass die alten Backofengebäude versetzt werden sollen, um an dieser Stelle die Brücke zu errichten. Auch die Maurermeister Nicol Zeh aus Sonneberg und Michael Pfeffer aus Oberlind hielten diese Möglichkeit für "schicklich". Der Müller Truckenbrodt hatte die Meinung, dass die Brücke oberhalb des Wirtshauses gebaut werden soll. Dieser Vorschlag wurde aber wegen anstehend höheren Mehrkosten abgelehnt. Die erste Bauvariante wurde mit großer Mehrheit vom Gemeinderat beschlossen. Den beiden Maurern wurde aufgetragen "... ihren Plan hiernach zu machen und beim Amt abzugeben...".

Nachfolgender Bescheid wegen des Brückenzolls wurde der Gemeinde zugeschickt:

"Brückenzoll wird folgendermaßen hier erhoben

  • 9 Pfennig von 4 Ochsen an einen Wagen
  • 6 Pfennig von 3 Ochsen an einen Wagen
  • 4,5 Pfennig von 2 Ochsen an einen Wagen
  • 2 Pfennig von 1 Ochse an einen Wagen
  • 6 Pfennig von 2 Pferden an einen Wagen
  • 3 Pfennig von 1 Pferd an einen Wagen
  • 1,5 Pfennig von 1 Pferd zum Reiten
  • 1,5 Pfennig von 1 Pferd an einen Schlitten
  • 1 Pfennig von einen Träger
  • 1 Pfennig von einer Schubkarre
  • 2 Pfennig von 2 Ochsen an einem Schlitten
  • 3 Pfennig von 2 Pferden an einem Schlitten
  • 3 Pfennig von 2 Pferden an einer Chaiße
Dies wird aber nur tags einmal erhoben, wenn auch mehrmals des Tages über die Brücke gefahren wird."

"Alle herrschaftlichen Diener und alle herrschaftlichen Fuhren, als auch alle hiesigen Einwohner sind vom Brückenzoll befreit."

Der rege Schriftverkehr zwischen den Parteien sollte aber noch nicht zu Ende sein. So kam ein Schreiben aus Meiningen zum Amtmann Diez nach Sonneberg, welcher es zur Einsicht in die Gemeinde Heubisch weiter leitete. Darin wurde bekundet, dass die Herrschaft vom Bauvorhaben der Gemeinde Heubisch nicht abgeneigt ist, 1/3 der Baukosten zu erstatten und eine Entschädigung des Brückenzolls von 10 Jahren nachzulassen.

gez. Meiningen Elisabethenburg
19.September 1818
Christoff Georg Freiherr von Bibra

Ein gutachtlicher Bericht des Bauconduktors Johann Andreas Schaubach aus Meiningen über das Projekt der Brücke hatte folgenden Inhalt:

"Die Einteilung der Brüstungsbögen auf dem Riss haben den Fehler, dass die beiden äußeren Bögen zu hoch stehen und deshalb von den Fuhrwerken beschädigt werden können. Zweckmäßig wäre es, wenn seine Änderungen Berücksichtigung fänden. Alle Bögen, Pfeiler usw. von gehauenen Steinen zu fertigen, ist nicht nötig, da dies von der Haltbarkeit der Brücke nicht beeinträchtigt und die Kosten wesentlich zu hoch wären."

Ferner wurde beanstandet, dass die Anschläge der Gerüstbögen beim Projekt vergessen wurden. Nach Einarbeitung dieser Bemerkungen würden die Kosten außer Fuhren, Handlangern, graben von Fundamenten, Holz und Bretter zu den Baugerüsten 928 fränkische Gulden und 12 1/2 Kreuzer betragen.

Am 2. Dezember 1818 trafen sich in Gegenwart von Herrn Rath und Amtmann Diez, der Schultheiß Wicklein, Vorsteher Steiner aus Heubisch, sowie der Maurermeister Zeh aus Sonneberg und der Maurermeister Pfeffer aus Oberlind. Das Projekt der beiden Maurermeister wurde vorgelegt, sowie auch ihr zurückliegender Kostenvoranschlag von 900 fränkischen Gulden.

Es erschienen auch der Maurer Gottfried Liebermann und der Maurer Andreas Heimann aus Neuhaus. Sie legten auch ihr Projekt mit ihrer Kalkulation vor. Der Schultheiß Wicklein war überrascht vom Erscheinen der Maurer aus Neuhaus, weil sie ja nicht dazu gebeten wurden, aber er hatte nichts dagegen, ihren Vorschlag mit den anderen zu vergleichen. Ihr Kostenvoranschlag betrug 1430 fränkische Gulden und 6 Batzen. Nach längerer Preisdiskussion waren die beiden Maurer aus Neuhaus bereit die Brücke nicht unter 1130 fränkischer Gulden zu bauen. Der Schultheiß gab die Zusage, die beiden Kostenvoranschläge der Gemeinde zur Entscheidung vorzulegen.

Ein letztes Schreiben zu diesen Brückenbau wurde von der Gemeinde an das "herzoglich obervormundschaftliche wohllöbliche Amt zu Sonneberg" gerichtet. Darin wurde Kund getan, dass nach einer Sitzung des Gemeinderates die beiden Vorschläge vorgelegt und besprochen hatten. Sicher sein müßte jedoch die Zusage zur Gewährung des 1/3 Bauzuschusses und des 2/3 Brückenzolls. Die Gemeinde habe sich auch dazu entschlossen, die Maurermeister Zeh und Pfeffer, deren Kostenvoranschlag 900 fränkische Gulden beträgt, zu benennen.

Könnte jedoch die Herzogliche Kammer diese Zusagen nicht einhalten, würde die Gemeinde vom Bau der steinernen Brücke absehen. Jedoch bei Einhaltung dieser Zusagen würde noch in diesem Jahr die Anfuhr von den Sandsteinen zum Brückenbau beginnen.

Bereits vom 13.11.1819 stammte die Rechnungslegung, welche nach entgültiger Berechnung 701 fränkische Gulden und 19 1/2 Kreuzer betrug, wobei in mehreren Abschlägen von der herzoglichen Kasse mit einem Drittel 233 fränkische Gulden 46 5/12 Kreuzer bis zum Jahre 1821 bezahlt wurde. Grund der schleppenden Zahlung war, dass bereits im Januar 1820 das Winterhochwasser die unterströmigen Flügelroste unterspülte und die Flügel gemäß Begutachtung einzustürzen drohten. Der Brücke selbst waren keine Schäden anzusehen, jedoch bemängelte man die Qualität der ausgeführten Maurerarbeiten. Die beiden Baumeister verpflichtete man gemäß ihres Versprechens für gute Arbeit am Brückenbau zur kostenlosen Schadensreparatur. Man muß bedenken, daß kaum ein Fluß wie die Steinach bei Hochwasser so schnell anschwillt und somit die Brücke besonderen Belastungen unterliegt.

im Winter
im Winter
Abgesehen von den relativ geringen Belastungen durch die Fuhrwerke nach der Errichtung bis zum ersten Drittel des 20.Jahrhunderts, war die Brücke von allen Belastungen her noch relativ sicher. Aber mit fortschreitender Technik, auch im landwirtschaftlichen Bereich, stieg diese. Von Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten ist wenig bekannt. Die Brücke trotzte allen Einwirkungen, auch nach den Zusammenbruch des 3. Reiches, als schwere Kettenfahrzeuge die Brücke überquerten. Nach der Übergabe von den Amerikanern an die sowjetischen Besatzer, wurde auch die Grenzbefestigung zwischen Thüringen und Bayern beschlossen. Schwere Fahrzeuge, wie der LKW "Ural" zwengten sich mit ihrer Last über die Brücke. Mit der Technisierung der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) wurden auch die Zug- und Ladegeräte schwerer und somit die Belastung. Die Brücke trotzte allem.

Zu DDR Zeiten wurde nur wenig zur Sanierung der Brücke unternommen. Ausfugen der lockeren Steine war die maximale Werterhaltung. Es wurde relativ ruhig mit dem Verkehr in Heubisch, da auch dieses Dorf jahrelang durch zwei Sperrzonengebiete getrennt war. Mit der Wende und Öffnung der Straßen nach Neustadt und Ebrsdorf, verstärkte sich der Verkehr über die Brücke enorm. Es war auf beiden Seiten Freude ein Stück weiter zu fahren, als vorgeschrieben. Bei Hochwasser wurden die Brückenbögen durch blockierende Bäume, Balken und Eisschollen stark belastet. Die Freiwillige Feuerwehr Heubisch sorgte dafür, dass diese gefährlichen Hindernisse beseitigt wurden. Wer diese Aktionen miterlebt hat, kann bestätigen, dass die Kammeraden der FFW durch solche - oft gefährlichen Einsätze - zum Erhalt der Brücke beigetragen haben.

Mit der Begradigung des Flußes zu DDR Zeiten unterhalb des Ortes, wurde die Fließgeschwindigkeit enorm erhöht. Die Folge war eine starke Absenkung des Flußbettes und somit auch die im Bereich der Brücke.

Bei der Sanierung der Flußmauer 1991/92 von der Brücke bis zur Tränke wurde durch den Projektanten und Bauüberwacher dringenst bei den zuständigen Kremien darauf hingewiesen, dass die Brücke von ihrer Basis aus unbedingt zu rekonstruieren ist. Was geschah? Die Brücke wurde mit einer Belastung für 3 t freigegeben. Die von den Fahrzeugen umgefahrenen Brüstungssteine wurden neu gesetzt, über die Belastungseischränkung kümmerte sich aber niemand, da es ja auch keine andere Alternative gab mit Fahrzeugen zur anderen Seite zu gelangen.

Die Brücke war der Stolz des Sonneberger Unterlandes und wurde in vielen Gemälden und Fotografien für die Ewigkeit festgehalten.

Das Frühjahrshochwasser 2002 im 183. Jahr nach ihrer Erbauung wurde der Brücke zum Verhängnis. Am 25.01.2002 stieg das Hochwasser der Steinach stark an. Gleichzeitig geschah die Überflutung der Flur im Flußbereich. Vom 27. zum 28.01.2002 erreichte das Hochwasser seinen Höchststand. Noch fuhren Feuerwehrfahrzeuge und Transporter mit Sandsäcken beladen über die Brücke. Als es am 28.01.2002 Tag wurde, stellte man Risse des Bitumenbelages der Brücke fest. Eine Vollsperrung war unumgänglich. Somit war Heubisch wieder einmal ein geteiltes Dorf. Der einzige Übergang war der sogenannte Schulsteg. Daraufhin wurde eine Besichtigung aller wichtigen Kremien, wie die untere und obere Denkmalschutzbehörde, das Straßenbauamt Suhl, sowie Vertreter vom Kreis und der Gemeinde durchgeführt. Herr Georg Kirchner - Leiter des Straßenbauamtes Südthüringen - legte fest, dass ca. 40 m unterhalb der einsturzgefährteten Brücke eine Fertigteilbehelfsbrücke zu errichten sei.

Nach dem das Hochwasser zurückging, sah man die kaum zu reparierenden Schäden im gesamten Brückenbereich. Der Brückenpfeiler und die Gewölbe eins und zwei drohten abzusacken. Die Risse des Deckenbelages wurden immer größer und man konnte von oben durch das Gewölbe in das Wasser sehen. Außer Besichtigungen von Zuständigen geschah vorläufig vor Ort nichts. Aktivitäten der oberen Behörden wurden bekannt, aber Entscheidungen und Genehmigungen dauerten länger als geplant. Eine Behelfsbrücke mußte gebaut werden. Da die Brücke nicht mehr sanierbar war, wurde der Abbruch dieser vom Südthüringer Straßenbauamt beim Landesverwaltungsamt beantragt, welcher auch genehmigt wurde. Nach der Ausschreibung für die Abbrucharbeiten bekam die Baufirma Weiße aus Nimritz (Saale-Orla-Kreis) den Zuschlag. Am 7.10. 2002 wurde die Anlaufbesprechung zum Abriß der Sandsteinbogenbrücke mit den wichtigsten Kremien durchgeführt. Am gleichen Tag folgte noch die Errichtung der Baustelle. Der Winter stand ja vor der Tür und somit ein mögliches Hochwasser, das für die Brücke und den Ort mit nicht übersehbaren Problemen enden könnte. Drei Tage später erfolgte die Aufstellung eines Kranes und die Abschottung des mittleren Brückenbogens. Da doch die Hoffnung besteht, dass die Brücke wieder einmal aufgebaut wird, begann man mit der Nummerierung der mittleren Brüstungssteine. Schrittweise wurden alle Sandsteine nach Plan nummeriert. Die abgetragenen Steine wurden im Bauhof der Gemeinde deponiert. Zug um Zug ging es nun voran. Der mittlere Brückenbogen wurde mit Hölzern unterstützt, damit eine Sicherheit für die Abbrucharbeiten gegeben war. Es begann nun die Abtragung des Füllmaterials vom mittleren Brückenbogen.

Fünf gehäufte LKW Ladungen waren dazu notwendig. Der Abbau der nummerierten Brückensteine erfolgte als wären es Legosteine. Am 26. und 27.10.2002 waren starke Stürme und Regenniederschläge, die den Steinachfluß wieder stark ansteigen ließen. Für die Baustelle bestand eine erhebliche Gefahr und die Arbeiten mußten für wenige Tage eingestellt werden.

Am 15.11.2002 war der Abriß denkmalgeschützten Sandsteinbrücke beendet. Die Abbaukostenbetrugen ca. 82.000 EUR. Eine Befestigung der Mauern beiderseits der abgerissenen Brücke mußte noch geschehen. Es erfolgte eine Endabnahme. Das Steinachwasser rauschte, als hätte es hier nie ein solch für das Unterland einmaliges Bauwerk und Denkmal der Verkehrs-Architektur-Geschichte gegeben. Wünschenswert wäre es, dass dieses einst denkmalgeschützte Bauwerk in absehbarer Zeit wieder neu errichtet wird.

Noch einige technische Angaben zur Brücke:

Sie bestand aus drei Natursteinbögen mit Lichtweiten von 4,63 m, 5,80 m und 4,70 m. Die Steinach durchfloß zwei Bögen. Der dritte Bogen wurde vom Mühlgraben durchflossen.

Die Breite der Gewölbe betrug 5,55 m - die Pfeiler hatten eine Stärke von 1,25 m bzw.1,29 m.

Die Gesamtbreite betrug 8,15 m. Das Mauerwerk wurde in regelmäßigen Schichten aus Sandsteinquadersteinen mit gespitzten Flächen errichtet. Das Material wurde wie schon berichtet aus den nahgelegenen Sandsteinbruch vom Muppberg gebrochen. Die Brüstungswände hatten eine Stärke von 38 cm, wobei die lichte Weite 4,79 m betrug.

Die Gewölbesteindicke hatte eine Stärke von 44 cm.
Die Brücke hatte eine Gesamtlänge von 17,67 m, zwischen den Innenseiten der Widerlager gemessen. Die Stirnwände und die Brüstung waren ebenfalls Quadratmauerwerk hergestellt.

Jede Brüstung besaß im Scheitel des mittleren Gewölbes einen Stein mit einer Inschrift:
stromabwärts - das Baujahr 1819, die Namen vom Schultheiß Johann Nicol
Wicklein sowie die Baumeister Johann Nicol Zeh aus Sonneberg und Johann Michael Pfeffer aus Oberlind.
stromaufwärts - von den Gönnern Johann Walther und Georg Nicol Walther.

Diese Zeitdokumente sind unter sicheren Verschluss im Bauhof Heubisch der Einheitsgemeinde Föritz deponiert.

Weitere Bilder der Brücke befinden sich hier.

Verkauf/Rückkauf

Steine im April 2015
Steine - im April 2015
Anfang 2015 verkauft die Gemeinde Föritz unerwartet die am Bauhof Heubisch denkmalkundlich und professionell eingelagerten Steine der Brücke. Zu einem geringen Preis erstand sie ein Baunternehmer des Landkreises Sonneberg.

Ein Heubischer Bürger hat sie dann aber am 13. April 2015 von ebendiesem Bauunternehmer zurückgekauft.

18. April 2015 — Thilo Langbein